„Bundesligastadt Grafing“

von Johannes Oswald

Nach Ankündigung durch Grafings erste Bürgermeisterin Angelika Obermayr (GRÜNE), dass die Berufsschule in Grafing Bahnhof gebaut werden soll und hierbei nach Möglichkeit eine bundesligataugliche Sportarena entstehen soll, blickt Johannes Oswald als Manager der Grafinger Volleyballer und Grafinger Stadtrat (GRÜNE) in die Zukunft des Bundesligastandorts Grafing. Bürgermeisterin Obermayr informierte in der Stadtratssitzung am Dienstag den 15. Januar, dass sie ein gemeinsam mit dem TSV Grafing entwickeltes Konzept an Landrat Robert Niedergesäß (CSU) geschickt hat und vorsichtig positiv in die Zukunft schaut. In dem Konzept wird der Wunsch nach einer 6-fach-Halle geäußert, welche den hohen Ansprüchen an die Zweite Volleyball Bundesliga genügt und mit vertretbarem Aufwand den Ansprüchen der Ersten Liga genügen kann, falls es nötig werden sollte. Aktuell wird von einer Dreifachhalle für die Berufsschule ausgegangen, welche zu einer Vierfachhalle durch eine Halleneinheit für das Gymnasium Grafing erweitert werden könnte. Des Weiteren ermitteln die Verwaltungsgemeinschaften Glonn und Aßling ihren Bedarf. Daraufhin soll eine erste grobe Kostenschätzung für eine Mehrfachhalle entwickelt werden. Im Anschluss daran werden die Bedürfnisse und Wünsche den finanziellen Möglichkeiten angepasst. Auch ein stufenweiser Ausbau ist denkbar.

Herr Oswald, was sind aus Ihrer Sicht die kritischen Punkte der Hallenanforderungen:

„Die Volleyball Bundesliga hat einen klaren Weg zur Professionalisierung eingeschlagen und möchte damit den Abstand in Bezug auf Medienzuspruch zu Basketball und Handball verringern. Damit steigen die Anforderung an Vereine und die Spielstätten. Begrenzend sind hier vor allem die Deckenhöhe und die Zuschauerkapazität zu nennen. Ein lichte Deckenhöhe, also ohne Balken, Lichter oder Sonstigem von 9 m ist ebenso Voraussetzung wie Platz für 1000 Zuschauer. In der ersten Liga sind Tribünen für 2500 Zuschauer gefordert, welche das Spielfeld von allen vier Seiten umschließen. Diese Zusatzanforderung ist aus meiner Sicht mit mobilen Tribünen zu leisten, ebenso wie Maßgaben nach `Spielfeld ohne Fremdlinien` oder ´umschließende LED-Banden` lassen sich im Nachhinein erfüllen. Hierzu muss nur von Anfang an eine große Lagerfläche eingeplant werden. Themen wie Helligkeit, eventtaugliche Beschallungsanlage, elektronische Anzeigentafel und Internetzugang dürfen in einer modernen Halle aus meiner Sicht keine kritischen Punkte darstellen. Die ausreichende Deckenhöhe und die Zuschauerplätze sind aus meiner Sicht kritisch, da diese die relevanten Kosten betreffen. Andere Sachen wie beispielsweise Videowand oder TV-Infrastruktur müssen in der Planung berücksichtigt werden um in Zukunft keinen hohen Mehraufwand zu bedeuten, aber die Realisierung und Umsetzung zum jetzigen Zeitpunkt ist utopisch und nicht zielführend.“

Eine 6-fach-Halle klingt ambitioniert, wie ist dieses Konzept entstanden?

„Wir haben innerhalb des TSV Wünsche und Anregungen gesammelt und uns gemeinsam Gedanken gemacht. Außerdem sehe ich Bedarf aus Glonn und Aßling. Der Landkreis wächst und dieser Bau ist eine einmalige Chance für den Standort und den Sport im Landkreis. Es geht vordergründig nicht um uns Bundesligavolleyballer, sondern im Allgemeinen um den ambitionierten Breitensport und den langfristigen täglichen Bedarf an Trainingsmöglichkeiten. Ich denke, wenn die Wünsche und Anregungen gesammelt sind, kann ein gutes Konzept mit tollen Trainingsmöglichkeiten und eine schöne Wettkampfstätte erarbeitet werden. Die Halle sollte für viele Events geeignet sein.“

Worin sehen Sie die Risiken für das Projekt?

„Aktuell äußern wir Wünsche und ich bin froh, dass wir hier bei Bürgermeisterin und Landrat auf offenen Ohren stoßen und diese äußern können. Aber natürlich entscheiden am Ende die gewählten Gremien. Aus unserer Sicht sind die Forderungen nicht überzogen und wir bemühen uns um eine gute Lösung für alle Seiten. Die Kosten sind und bleiben der kritische Punkt. Aber die Einbeziehung der Sportler zum jetzigen Zeitpunkt ist wichtig und Voraussetzung für ein zukunftsfähiges Projekt. Dafür sind wir dankbar. Blöd gesagt sind am Ende schon kleine Aspekte, wie wo die Steckdose am besten ist, wie hoch die Tür zum Lagerraum ist und wo die Anschlüsse für die Anzeigentafel sind schlussendlich eine Erleichterung im Alltag. Deswegen wollen wir Sportler und weiterhin einbringen und freuen uns auf die Chance und die Herausforderung.“

 Zum Abschluss noch eine kurze Einschätzung der aktuellen sportlichen Situation:

„Wir sind aktuell die erfolgreichste Teamsportart im Landkreis und setzen trotz der Meisterschaft im vergangenen Jahr und der aktuellen Tabellenführung auf organisches Wachstum in der Zweiten Liga. Aktuell liegen wir mit einem Spiel weniger auf Tabellenplatz zwei, einen Punkt hinter Mainz und punktgleich vor Eltmann. Als Herbstmeister wollen wir bis zum Ende um den Titel mitspielen und wenn möglich den Coup der vergangenen Saison wiederholen. Favorit ist aus meiner Sicht Eltmann, die finanziell auf anderem Niveau agieren und offensiv in die erste Liga streben. Sie haben hohe Ansprüche und Ambitionen. Ihr Titelanspruch ist klar geäußert – auch deshalb wollen wir ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Auch Mainz hat gute Chancen und in der gesamten Liga gibt es keinen einfachen Gegner. Am Ende entscheiden Nuancen und die Tagesform. Wir müssen uns auf unser Spiel konzentrieren und mit Leidenschaft Volleyball spielen. Die Saison ist noch lang und ich freue mich auf die kommenden drei Monate. Langfristig wollen wir uns im oberen Drittel der Zweiten Liga etablieren und die Entwicklungen mitgehen. Die Liga ist extrem ausgeglichen und sportlich auf einem wahnsinnigen Niveau. Ambitionierte Teams wie Schwaig und Fellbach kämpfen trotz vergangener Erfolge dieses Jahr gegen den Abstieg. Wir setzen auch in Zukunft auf unseren Nachwuchs und wollen uns auch beim Thema Nachhaltigkeit in der Spitze Bayerns etablieren. Erster Prüfstein in der Rückrunde ist das Heimspiel am Samstag um 19:00 Uhr gegen Karlsruhe.“

 

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